[Blogparade] Das Anlagevermögen der Zukunft ist der Mensch | #Industrie40 | #Arbeitenviernull | #knt15

AnlagevermögenIm Rahmen der KnowTech 2015 veranstaltet der Bitkom in diesem Jahr eine Blogparade unter dem Motto “Zukunft der Arbeit?“ In meinem Beitrag zu dieser Blogparade stelle ich die These auf, dass das Anlagevermögen der Zukunft in den Köpfen der Menschen liegt.

Mechanisierung und Automatisierung sind seit Menschengedenken elementare Treiber günstiger Produktion. Tim Berners-Lees Erfindung des World Wide Web und die ihr folgende Virtualisierung und Digitalisierung geben der Automatisierung und Mechanisierung im 21. Jahrhundert ein völlig neues Gesicht und werden für einen radikalen Wandel ganzer Industrien sorgen.

Die Verbindung von Informationstechnologie und der Industrie läutet Veränderungen ein, dessen Auswirkungen wir heute nur grob erahnen können: Digitalisierung und Industrie 4.0, die großflächige Automatisierung ganzer Unternehmen und Industriezweige, sind in vollem Gange und werden unsere Gesellschaft in einem Maß infiltrieren, das erstaunen, erfreuen und gleichzeitig erschrecken darf. Die Roboterhand im OP, humanoide Sicherheitsroboter, der digitale Pilot, Computer in Arztpraxen, Pflege- oder Putz-Roboter, „Bildungs-Avatare“, virtuelle Rechtsanwaltsgehilfen, selbstfahrende Autos, kommunizierende Kühlschränke – eine Utopie? Mitnichten!

Was in Deutschland in vielen Bereichen noch in den Kinderschuhen steckt und häufig mit einer moralbetonten Mischung aus Ungläubigkeit, Empörung und Ignoranz kommentiert wird, hat in Asien – vor allem in der dramatisch schnell alternden Gesellschaft in Japan – und in den USA in sehr kurzer Zeit ein Ausmaß an Perfektion und Diffusion erreicht, das überrascht. Und das ist erst der Anfang. Mit Milliarden Dollar subventioniert, arbeiten Forschungsgruppen an renommierten amerikanischen Universitäten an vernetzten Gehirnen, der Entschlüsselung von Emotionen, um sie später programmieren und digitalisieren zu können oder an Körper-Chips zur Leistungs- und Gesundheitssteigerung. Auch wenn wir heute glauben, nur ein Bruchteil dessen für unser Leben zu brauchen, so werden wir in nicht allzu ferner Zukunft sicherlich von der Entwicklung überrollt werden.

Fakt ist, eine digitalisierte und automatisierte Welt bietet viele Vorteile – aber sie steckt auch voller Versuchungen, moralischer Abgründe und eklatanter Fehlentscheidungen.
Eine Welt, die sich selbst technisch radikalisiert, potenziert und links und rechts überholt, braucht einen verlässlichen Rahmen, ein Konstrukt, neue Werte, neue Visionen und ein neues Menschenbild. Von all dem  sind wir momentan weltweit entfernter denn je. Unsere Welt ist aus den Fugen geraden. Stimmigkeit fehlt an allen Ecken und Enden. Und während die Technologieentwicklung in Mach-Geschwindigkeit läuft, doktern  wir noch am Tempolimit herum. Unsere Welt ist VUCA geworden und sie verlangt von uns Anpassung im Akkord. Einer VUCA-Welt kann man nicht mit generellen und bisher allgemein gültigen Lebens-, Management-, Wirtschafts- oder politischen Strategien antworten. In einer VUCA gewordenen Welt sorgt eine „business as usual“-Haltung  privat, beruflich, wirtschaftlich, gesellschaftlich und politisch für Sand im Getriebe.

Alle technischen Weiterentwicklungen, die wir in Zukunft erwarten können – seien es die fortschreitende Digitalisierung, „Big Data“, „Industrie 4.0“ oder revolutionäre Entwicklungen in der Kybernetik, der Biotechnologie oder Medizin – werden dazu dienen, von Menschen verursachte Produktivitätsengpässe zu eliminieren. „Big Data“ und „Industrie 4.0“ werden einen elementaren Trend einleiten: Die komplette Vollautomatisierung von Routine-Tätigkeiten.

Das kann uns Angst machen – muss es aber nicht! Wenn es soweit ist, dass „Big Data“ und „Industrie 4.0“ vollumfänglich zum Einsatz gekommen sind, werden sich Arbeitswelt und Gesellschaft radikal verändert haben. Da wir diese Entwicklung nicht aufhalten können, liegt es an uns, sie pro-aktiv zu gestalten und das Beste daraus zu machen.

Mensch-Maschinen können schon heute viel und werden in Zukunft noch viel mehr können. Sie werden sehr viele Berufe überflüssig machen – so wie auch in den letzten 250 Jahren Industriegeschichte viele Berufe überflüssig wurden, weil sie durch produktivere Maschinen ersetzt wurden.

Schon immer hat der Mensch sich neue Nischen und Betätigungsfelder gesucht – und diese Nischen und Betätigungsfelder werden in Zukunft wachsen. Überall dort, wo Wissen und Informationen kreativ genutzt werden, wird der Mensch gebraucht. In allen Bereichen, wo es um die mentale, kognitive und körperliche Entwicklung von Menschen geht, werden Roboter kläglich versagen. In allen Bereichen empathischer, kooperativer, internationaler oder generationenübergreifender Zusammenarbeit können Mensch-Maschinen im besten Fall Übersetzungshilfe für unterschiedliche Tätigkeiten sein – aber auch hier ist der Mensch unersetzbar. Jeder beruflich tätige Mensch sollte sich daher selbst einem kleinen Selbst-Check unterziehen und sich fragen:

  • Welche Routinen in meinem Beruf könnten automatisiert werden?
  • An welchen Punkten / in welchen Bereichen bin ich als Mensch in meinem Beruf unersetzlich?
  • Was macht diese Unersetzlichkeit aus? Wie kann ich sie sichtbarer machen – und wie kann ich sie ausbauen?

Das Anlagevermögen der Zukunft liegt daher nicht in den Robotern und Software-Programmen dieser Welt. Der Schlüsselfaktor für zukünftigen Wohlstand ist der kreative und schöpferisch tätige Mensch. Kreativität und Wertschöpfung werden sich verändern. Im Windschatten von Industrie 4.0 werden wir zu

  • Umfeld-Veränderern
  • Lebens-Gestaltern
  • Gruppen-Ermutigern
  • Berufs-Pionieren
  • Ausbildungs-Künstlern
  • Führungs-Artisten
  • Gewohnheits-Neugierigen
  • Potenzial-Entdeckern
  • Gesellschafts-Verantwortlichen
  • Dienstleistungs-Experten
  • Wissens-Jongleuren
  • Kreativitäts-Lobbyisten

Ein Kommentar

Schreibe einen Kommentar