Ohne ein „Nein“ von oben gibt es kein „Nein“

Kürzlich hörte ich in einem Workshop den Satz „There is no NO without CEO.“ Ohne ein „Nein“ von oben gibt es kein „Nein“. Ich wünschte, dieser Satz wäre in allen Unternehmen Gesetz, denn dann hätten Innovationen und Ideen eine echte Überlebenschance.

Seit einigen Jahren biete ich als Lehrbeauftragte an der Universität zu Köln ein Seminar zum Thema „Innovational Leadership“ an und bilde zusätzlich Führungskräfte als Moderatoren für Innovationsprozesse aus.

Jeder Kurs beginnt damit, dass ich eine kurze Geschichte erzähle und die Teilnehmenden bekannt mache mit „Idea Disruptiva“ und ihrem unglücklichen Dasein in der KoN AG – dem Konzern ohne Namen – das schließlich mit ihrem Ableben endet.

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Im Anschluss müssen die Teilnehmenden in Gruppen erarbeiten, was mit Idea Disruptiva tatsächlich geschah und wie man sie zu Lebzeiten besser hätte unterstützen können. Spielend hinterfragen die Teilnehmenden nun Unternehmensstrukturen, Verantwortlichkeiten von Mitarbeitenden, Abteilungsleitern und Führungskräften und kommen regelmäßig, jedoch mit mehr Worten und längeren Sätzen, zum gleichen Ergebnis:

Ohne ein „Nein“ von oben gibt es kein „Nein“.

Ideen sterben in Unternehmen an vielen Stellen. Bei gestressten Mitarbeitern und Kollegen, bei einer überforderten Führungskraft oder bei der Abteilungsleitung, die kennzahlengetrieben agieren muss. Schließlich und in letzter Instanz entscheidet sich das Wohl und Wehe einer Idee jedoch immer bei der Geschäftsführung bzw. im Top-Management.

Und genau hier muss der Kulturwandel anfangen, wenn Unternehmen mehr Innovation fordern. Denn eine Kultur, in der Ideen schon auf unterster Ebene, spätestens aber im Mittelmanagement abgeschmettert werden dürfen, ist innovationsfeindlich.

Für einen Kunden habe ich vor einigen Wochen Führungskräfte zu Moderatoren für Innovationsprozesse ausgebildet. Einer der Führungskräfte erzählte mir, besagtes Unternehmen „sitzt“ auf rund 800 Ideen – in Worten: achthundert!

Auf meine Frage, was mit diesen Ideen passieren würde, zuckte er lapidar mit den Schultern und sagte: „Wir können gar nichts machen. Das sind alles Ideen, die das Go der Geschäftsleitung benötigen, weil bei einigen Ideen Investitionskapital notwendig ist, um sie ans Laufen zu bringen. Die Geschäftsführung will sparen – also sitzen wir die Ideen aus.“

Was für ein Wahnsinn!

Allen Seminarteilnehmenden war völlig klar, dass das Aussitzen für das Unternehmen gefährlich ist, denn der Wettbewerb dieses Unternehmens schläft ja nicht.

Ideen sind ein unfassbar wertvolles Kapital, auch wenn dieses Kapital erst einmal nicht in Kennzahlen und Zielvorgaben gepresst werden kann. Ideen können sich, wenn sie konsequent verfolgt werden, zu einer zukunftssicheren Anlage entpuppen. Doch dazu braucht es die notwendige Haltung, nämlich von ganz oben!

In einer innovationsfreundlichen Unternehmenskultur muss daher die oberste Regel unbedingt lauten:

Ohne ein „Nein“ von oben gibt es kein „Nein“.

Das bedeutet in der Konsequenz:

  • Ideen werden nicht auf unteren Ebenen abgeschmettert. Sie werden höchstens verfeinert und so weit ausgearbeitet, dass der Unternehmensführung ein „One-Pager“ vorgelegt werden kann, auf dem die Idee und ihr Mehrwert verkauft wird.
  • Jedes „Nein“ zu einer Idee ist eine strategische Entscheidung. Und die obliegt nur der Unternehmensführung, sonst niemandem.

Damit diese beiden Kernpunkte erfüllt werden können, braucht es additiv einige Zusätze, damit die Innovationskultur aufgehen kann:

Es ist dringend notwendig, dass wir in Deutschland für deutlich mehr Ideen- und Innovationsdurchlässigkeit sorgen, denn der Wettbewerb schläft nicht.

Amazon, Apple, Google und Facebook sind hungrig und investieren Milliarden in neue Ideen, Geschäftsbereiche und Unternehmen. Am gierigsten ist Google. 194 M&A-Deals hat das Unternehmen zwischen 2006 und 2016 laut Angaben von CB-Insights durchgezogen. Facebook brachte es im gleichen Zeitraum immerhin noch auf 77 Zukäufe.

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Und Geld für Ideen und neue Geschäftsfelder ist bei diesen Unternehmen reichlich vorhanden. Allein Apple sitzt auf Finanzreserven von über 260 Milliarden Dollar. Damit lässt sich die ein oder andere Idee umsetzen – oder aufkaufen.

Und das können diese Unternehmen, weil sie im Unternehmen keine Experten haben, die sagen: „Das geht nicht“ oder „Das haben wir noch nie gemacht, damit fangen wir jetzt auch nicht an“.

Diese Unternehmen agieren nach dem Grundsatz:

There is no NO without CEO.

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